Geschichtliches Umfeld und erste Sangesaktivitäten
Beim Betrachten des Alters unseres Geburtstagskindes fällt zunächst auf, daß unser Chor im Vergleich zu vielen Vereinen in unserer
Nachbarschaft, die oft schon ihr 150jähriges Bestehen feiern konnten, noch relativ jung ist. Bedenkt man nun die starke sängerische und
musikalische Tradition in unserem Dorf, so wundert man sich, daß hier nicht schon zeitlich früher ein solcher Männerchor bestanden haben soll. Nun, wie in anderen Gemeinden hat sich auch in Reihen schon vor der Revolution von 1848/49 der Männergesang als Form der Geselligkeit, aber auch wohl der politischen Betätigung nach der Enttäuschung des Wiener Kongresses 1815 und der politischen Reaktion nach der Französischen Revolution entwickelt. Aus schriftlichen Quellen besitzen wir heute klare Aussagen über gesangliche Aktivitäten und gar der Existenz eines „Singvereines“ bereits in der Zeit der „Vormärz“, also vor der 48er Revolution. Aus der Niederschrift des damaligen Ortspfarrers Schück erfahren wir anläßlich der Einweihungsfeierlichkeiten der neuen evangelischen Kirche am 5. November 1843 folgendes:
„Es wurde ein Zug vom Rathause in die Kirche veranstaltet. Voran ging die Schuljugend mit den Lehrern, dem Hauptlehrer Wilhelm Weigert und dem Hilfslehrer Wilhelm Weigert - Sohn des Hauptlehrers - dann folgte der Singverein der gegenwärtig, außer der Schuljugend aus folgenden erwachsenen Mitgliedern besteht: Ludwig Ziegler, Georg Rudi, Heinrich Rudi, Johannes Friedenauer, Johannes Brenneisen, Jakob Wolffarth, Jonas Geiser, Adam Grittmann, Glasbrenner (aus Steinsfurth Dienstknecht dahier), Jonas Brenneisen, Georg Brenneisen, Jakob Grittmann, Jonas Lang, Georg Dörr, Christian Brenneisen, Johannes Geiser. Bei dieser Feier wurde von obigem Singverein „vierstimmig“ das Lied „Jehova“ zum Vortrag gebracht.“
(Auszug aus dem überlieferten Bericht)
Über das weitere Schicksal dieses Chores haben wir keine weiteren Belege, jedoch berichtet die Zeitung „Der Landbote“ in einer Ausgabe vom Januar 1874 von der Gründung eines Gesangvereins mit 36 aktiven Mitgliedern im Vorjahr, also 1873, im dritten Jahr der Reichsgründung unter Bismarck. Dieser Verein tritt bereits am 26. Oktober 1873 bei der Einweihung des Kriegerdenkmals auf dem Steinsberg zu Weiler gemeinsam mit den Gesangvereinen Weiler und Sinsheim auf.
Wohl war es dieser Verein, der unter dem 27. Januar 1894 wiederum im „Landboten“ erwähnt wird. Wir zitieren: „Wie alljährlich, wurde auch in diesem Jahre am Geburtstagsfeste Sr. Maj. des deutschen Kaisers ein Militärvereinsball abgehalten. In den Pausen kamen gediegene, gut durchgeführte Lieder unter der Leitung unseres unermüdlichen, tüchtigen Dirigenten Herrn Hauptlehrer Link zum Vortrage . . . “